Wudang/Shaolin - Tierheilpraktiker Richard Feigel

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Wudang und Shaolin


Wenn ich mit wenigen Worten beschreiben müsste was die Überschriften bedeuten, wählte ich die nachfolgenden Erklärungen.
Wudang zentral China, Taoismus, innere Kampfkunst, neijiaquan
Shaolin Nord und Süd, Buddhismus, äußer Kampfkunst, waijiaquan.
Jetzt seid ihr vermutlich genauso schlau wie nach dem lesen der Überschrift??? Ich versuche nun diese Schlagwörter so zu erklären, dass sowohl der Kampfkunst wie auch dem Verständnis Tribut gezollt wird. Es ist keine Wertung wenn ich in dem nachfolgenden Text mit dem Shaolin beginne. Lediglich die alphabetische Reihenfolge hat mich das tun lassen.
 
Nord-Süd Shaolin:
Alleine das sorgt schon für etwas Verwirrung. Es sollte mir aber gelingen einen Beitrag zu leisten hier für Aufklärung und Verständnis zu sorgen.
 
 Süd Shaolin
Fangen wir also an in der Provinz Fujian. Dort soll sich das Kloster der Süd-Shaolin befunden haben. Bis ins 18. Jahrhundert existierte hier ein Kloster oder zumindest Überbleibsel davon. Überbleibsel deshalb weil dieses Kloster der Legende nach vom Kaiser Kangsi im 17. Jahrhundert zerrstört wurde. Der genaue Ort aber nicht bekannt, da mindestens drei Orte als der "Standort" Anspruch erheben.
 
Verschiedene Kampfkunsstile haben der Überlieferung nach ihren Ursprung im südlichen Shaolinkloster.  
Ebenso ist es im Bereich des Möglichen, dass von diesem Kloster verschiedene Kampfkünste ihren Weg über das Meer nach Taiwan, Japan und Korea fanden. Es gestaltet sich als fast unmöglich hierzu echte Beweise zu finden, denn wie so vieles in den Kampfkünsten, ist vieles auf Überlieferungen basierend und kann kaum schriftlich belegt werden.
 
 
Nord-Shaolin
Das nördliche Shaolin Kloster liegt in der Provinz Henan. Wenn man die genaue chinesische Schreibweise übersetzt kommt man auf etwas unterschiedliche Bedeutungen des Namens „Shaolin“. Die Treffendste dürfte aber die Übersetzung mit der Lage des Tempels sein. „Tempel im Wald am Berg Saoshi“
Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus wurde der in Indien geborene Mönch Batu vom Kaiser der nördlichen Wai-Dynastie mit Geld ausgestattet. Batu  zog aus um mit diesem Geld ein Zentrum für die Übersetzung buddhistischer Texte zu gründen. Er wählte dafür den Berg Saoshi im Songshan Gebirge. Mehrere berühmte buddhistische Gelehrte zog es in der Folge an diesen Ort, nicht zuletzt fand Bodhidharma seine neue Heimat, nachdem er Teile Chinas durchquerte. Das Kloster fand in den folgenden Jahrhunderten großes Ansehen und Berühmtheit. Mit der Ankunft von Bodhidharma, Anfang des 6. Jahrhunderts sollen auch die Kampfkünste Einzug in das Kloster gefunden haben.
 
Bezüglich der Kampfkünste und deren Ursprung in Shaolin gibt es aber folgendes zu bedenken. Shaolin wird auch der Ursprung von Tai-Chi wie auch Qigong zugeschrieben. Da dies aber eindeutig innere Kampfkünste sind kann das eigentlich nicht stimmen. Nicht zuletzt durch das Aufdecken der Fälschung des Buches Yi Jin Jing im Jahre 1930. Dieses Buch wird immer wieder als Quelle für die Entstehung der Kampfkünste genannt. Unzweifelhaft ist aber dass ihn Shaolin kämpfende Mönche lebten, die auch den Kaisern Unterstützung leisteten. Kämpfende Mönche gab es dort aber schon lange vor Bodhidharma bzw. Batu und damit wird die These bestätigt, dass Shaolin ursprünglich taoistisch war und durch den Siegeszug des Buddhismus übernommen wurde.
 
Besondere Bekanntheit erlangte das Nord-Shaolin Kloster in Verbindung mit den Kampfkünsten im Westen durch die Fernsehreihe Kwai Chang Caine die aus den 70er Jahren stammt. In der Folge entstanden unzählige sogenannte „Eastern“ die ihren Siegeszug antraten. Ich möchte hier nur zwei Darsteller nennen. Bruce Lee (ursprünglich Wing Chun Kuen = Süd Shaolin) und Jet Lee (sehr viel Baguazhang = Wudang Kampfkunst = innere Kampfkunst)
Mit dem Hype um Shaolin entstanden um das ursprüngliche Kloster eine Unmenge von Kung Fu Schulen. Alle behaupteten das ursprüngliche Wushu zu lehren. Tatsache ist aber, dass die Qualität der dortigen Lehrer vielfach den Beitrag nicht Wert waren den sie verlangten. Weder die Werte des Shaolin noch die das dort gelehrte Wushu wurde in diesen „Wildwuchs Schulen“ gelehrt. Dies führte dazu, dass Anfang des 21.Jahrhunderts fast alle um das Kloster liegende Schulen enteignet, geschlossen und abgerissen wurden. Lediglich die staatliche  Schule „Wushu-Gaun“ blieb bestehen und lehrt dort Ausländern das ursprüngliche Shaolin-Wushu.

Das ursprüngliche Shaolin Wushu ist eine körperlich sehr anstrengende Art des Kämpfens die vom praktizierenden höchste Konzentration wie auch absolute  Fitness verlangt.              
Es beinhaltet weder tänzerische Elemente noch Bewegungen wie z.B. in der Peking Opfer.
Die Techniken sind nicht als Selbstverteidigung geeignet weil sie auf schwerste Verletzungen bzw. Tötung des Gegners ausgelegt sind. Vielmehr ist es für den Übenden eine Art Meditation in sehr komplexen Bewegungen.
Der Übende verbessert seine Bewegungen und Techniken stetig um auf ein höheres Niveau zu gelangen. Ein Graduierungssystem gibt es aber nicht.
In den letzten zehn Jahren wurden auch außerhalb Chinas Shaolin Tempel gegründet. Einer davon ist sogar in Deutschland/Berlin.         
 
Wudang
Wudang ist kein einzelner Berg, sondern eine Bergregion mit einer Fläche von ca. 400qm. Die Region ist durchzogen von bizarren Felsen und Tälern. Der höchste Berg ist der 1612 Meter hohe „Himmelspfeiler“.  Die Region ist mit ihren zahlreichen Tempeln, Bauwerken, Schreinen und Einsiedeleien das Zentrum des Daosismus und Anziehungspunkt für unzählige Pilger aus aller Welt. Daoismus ist keine Religion sondern eine sehr komplexe Lehre vom Zusammenspiel der Elemente und die sich daraus ergebenden Handlungsweisen. Die Lehren umzusetzen ist für uns westlich erzogene und geprägte Menschen kaum zu verstehen und noch schwerer zu leben.
 
Das Bild zeigt „die große Opferhalle“ sie ist eines der wenigen erhaltenen Bauwerke. Einst bestand die ganze Anlage aus über 100 Tempeln, Palästen und anderen Gebäuden. Die Anlage war mit einer Mauer umschlossen  und wurde von einem 70km langen Pfad erreicht. Mitte des 14.Jahrhunderts hatte die Anlage am Wudangshan seine Blütezeit. In den letzten 500 Jahren sind aber viele der Gebäude verfallen. Die wenigen erhaltenen Gebäude wurden aufwendig restauriert und werden erhalten. Nicht zuletzt wegen der Anziehung von Touristen und der Möglichkeit der Daoisten in China ihre Verehrungen wieder Leben zu dürfen. Einer dieser Vorbilder ist der „perfekte Krieger“ Zhen Wu. Dieser ist in der Haupthalle des Zixiaogong in dreifacher Gestalt dargestellt. Es scheint wohl so, dass der Lauf des Lebens symbolisiert werden soll. Zhen Wu wird als Junge, Mann und Greis gezeigt.
 
Das Wudang Gebirge ist aber nicht nur die Wiege einer Lebensphilosophie es soll auch die Geburtsstätte der Wudang Kampfkünste sein. „Sein“ deshalb weil es sich nicht historisch nachweisen lässt. Die Wudang Kampfkünste sind das Gegenstück zu den Shaolin Kampfkünsten.  Man bezeichnet sie als „innere Kampfkunst“ also neijiaquan. Mein chinesischer Lehrer und Freund für diese Kampfkünste „Meister Shen Xijing“ Gründer des TaijiDao fasst die inneren Kampfkünste mit den drei Gruppen  Chen Taijigaun, Xingyiguan und Baguazhang zusammen. Diesen Kampfkünsten ist allen drei gemein dass nicht das Stählen des Äußeren ein Hauptaugenmerk geschenkt wird sondern der Kultivierung des Qi. Das Qi soll zum richtigen Zeitpunkt und in richtiger Dosierung freigesetzt werden und damit einem Kampf den entscheidenden Ausgang verleihen. Wann ist aber der richtige Zeitpunkt? Dies versuche ich mit dem Begriff „Wu Wei“ zu erklären. Bevor nun ein Aufschrei die Reihen durchzieht hoffe ich „Wu Wei“ für alle verständlich zu erläutern.  Wu Wei heißt sinngemäß übersetzt „Handeln durch nicht Handeln“. Was ist damit schon wieder gemeint? Einfach gesprochen lässt sich das am besten mit den Worten „zum richtigen Zeitpunkt das richtige zu tun“ erklären. Der richtige Zeitpunkt ist immer dann erreicht wenn wir aufgehört haben verbissen um etwas zu kämpfen. Genau in dem Moment in dem wir diesen Zeitpunkt fühlen sind wir im „Wu Wei“. In meiner nächsten Ausgabe werde ich innere und äußere Kampfkünste gegenüberstellen, daher belasse ich es an dieser Stelle mit dem Versuch „Wu Wei“ genauer zu erklären.
Zu den inneren Kampfkünsten gehören, wie auch zu den äußeren außer der Ausbildung zum Kampf natürlich auch Praktiken wie Nei Dan Gong = innere Alchemie, Wu Xing Qi Gong = das Qi Gong der fünf Wandlungsphasen und vieles mehr.
Einige dieser Prinzipien möchte ich hier noch anführen. Die inneren Kampfkünste lehren außer Körperschulung noch Atemschulung, Meditation und Bewusstseinsschulung, Vervollkommnung des eigenen Charakters, Ethik als Grundlage einer verantwortungsvollen Lebensgestaltung wie auch meditative Kalligraphie und Musik.
An dieser Stelle möchte ich klar bekennen, dass ich mir die meisten der vorgenannten Prinzipien zu Eigen gemacht habe. Obwohl ich ein Mann der äußeren Kampfkünste bin lebe ich diese Prinzipien. Sie sind für westlich erzogene Menschen nur schwer nachvollziehbar und so stoße ich mit meiner Art zu Denken und zu Leben immer wieder auf Unverständnis. In einer Zeit in der jeder nur an sich selbst denkt, in der man gerne die Augen vor den Sorgen und Nöten andere Menschen zumacht und in der niemand Verantwortung übernehmen will, außer er kann sich damit profilieren wird Uneigennützigkeit oft missverstanden, ja nicht einmal akzeptiert. Der Empfangende lebt oft in dem Gedanken, dass von ihm für die Hilfe eine Gegenleistung erwartet wird. Doch es ist „Wu wei“ wenn man sieht und fühlt wenn etwas zu tun ist. Es zeigt mir aber dass ich von meinem Ziel noch so weit entfernt bin. Mein Streben nach dem Yin und dem Yang in einem ausgeglichenen Zustand steht noch ein langer Lern- und Übungsprozess bevor.
 
Sifu Richard Feigel
 
 
 
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